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Zyklus-Apps vs. Datenschutz

„Löscht heute eure Zyklus-Apps!“ – so lautete Ende Juni der Aufruf in den sozialen Medien, nachdem der amerikanische Supreme Court das Grundsatzurteil „Roe v. Wade“ gekippt hatte. Dieses Urteil hatte 1973 das verfassungsmäßige Grundrecht auf Abtreibungen verankert und legalisiert.

Doch was hat das mit Zyklus-Apps und Datenschutz zu tun?

Diese Apps sollen Nutzerinnen helfen, ihren Zyklus zu überblicken. Sie erfahren viel über die Personen – und speichern dabei hochsensible Daten. Nicht nur, wann sie menstruieren, sondern auch, wann eine Menstruation ausbleibt, ob die Frauen versuchen schwanger zu werden oder ob sie schwanger sind.

Und auch, ob diese Schwangerschaft plötzlich vorbei ist.

Viele dieser Apps stammen aus den USA und können durch Gesetze dazu gezwungen werden, ihre Daten mit den Strafverfolgungsbehörden zu teilen. Sollte dann durch die Daten in einer solchen App festgestellt werden, dass eine Frau entgegen dem geltenden Recht abgetrieben hat, so kann das juristische Konsequenzen mit sich bringen. Strafverfolgungsbehörden nutzen auch digitale Spuren zur Beweisfindung: Suchverläufe und Browserhistorie wurden bereits zur Urteilsfindung herangezogen.

Sogar Google löscht Standort-Daten

Nach dem viel diskutierten Urteil kündigte selbst der größte Datensammler Google an sensible Standortdaten zu löschen. Geschützt werden sollen laut der Google-Managerin Jen Fitzpatrick vor allem Abtreibungskliniken, Frauenhäuser, Suchtkliniken, Kinderwunschkliniken und Kliniken zur Gewichtsabnahme. "Wenn unsere Systeme feststellen, dass jemand einen dieser Orte besucht hat, werden wir diese Einträge kurz nach dem Besuch aus dem Standortverlauf löschen". Diese Änderung soll in den kommenden Wochen in Kraft treten.

💡 Was können wir tun?

Zyklus-Apps aus Prinzip zu verteufeln ist übertrieben. Mit ein paar Tipps lassen sich die Apps einigermaßen sicher nutzen:
✔️ Testberichte zu Apps und deren Stellungnahmen zum Datenschutz lesen
✔️ Wo ist der Unternehmenssitz? Grundsätzlich gilt ein EU-Standort sicherer als Standorte in Drittländern.
✔️ Wo werden die Daten gespeichert? Lokal auf dem Gerät ist einer Speicherung beim Anbieter vorzuziehen.
✔️ Nutzung ohne Registrierung bevorzugen, auch hier werden Daten nur lokal gespeichert.
✔️ Welche Daten werden an Drittanbieter weitergegeben und aus welchem Grund? In der Regel werden es Werbeanbieter sein, damit die Nutzerinnen gezielte Werbung erhalten oder die Apps kostenlos zur Verfügung gestellt werden können.

Die Bezeichnung der Apps als „vertrauenswürdige Gesundheitsbegleiter“ ist mehr Marketing als Wahrheit. Es werden Unmengen an sensiblen Daten gesammelt, wobei es fragwürdig ist, ob alle Daten auch wirklich für den Zweck der App erforderlich sind. Denn selbst wenn uns hierzulande kein Prozess wegen illegaler Abtreibung droht, so möchten wir unsere sensiblen Gesundheitsdaten nicht auf den Servern von Meta und Google gespeichert wissen.

https://digitaldefensefund.org/ddf-guides/abortion-privacy/
→ Anleitung für Datensicherheit bei einer geplanten Abtreibung

https://reproductiverights.org/maps/worlds-abortion-laws/
→ Übersicht der aktuellen Abtreibungsregelungen weltweit

Gerne dürft Ihr euch bei Fragen bei uns melden. 💡
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